Dr. h. c. Charlotte Knobloch wieder Referentin in der Tagungsstätte Wustrau der Deutschen Richterakademie

Im Rah­men des Semi­nars „Poli­ti­scher Extre­mis­mus – Her­aus­for­de­run­gen für Gesell­schaft und Jus­tiz“ refe­rier­te die Prä­si­den­tin der Israe­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de Mün­chen und Ober­bay­ern, Frau Dr. h. c. Char­lot­te Knob­loch, in der Tagungs­stät­te Wustrau der Deut­schen Rich­ter­aka­de­mie. Frau Dr. h. c. Knob­loch sprach vor rund 40 Rich­te­rin­nen und Rich­tern sowie Staats­an­wäl­tin­nen und Staats­an­wäl­ten aus der gesam­ten Bun­des­re­pu­blik über die Aktua­li­tät und die zuneh­men­den Gefah­ren des Anti­se­mi­tis­mus. Im Anschluss an ihr Refe­rat mit dem Titel „Anti­se­mi­tis­mus in der deut­schen Gesell­schaft – gibt es (k)eine Bewusst­seins­ver­än­de­rung nach dem Holo­caust?“ dis­ku­tier­te Frau Dr. h. c. Knob­loch mit den Tagungs­teil­neh­me­rin­nen und Tagungs­teil­neh­mern inten­siv und enga­giert über zahl­rei­che Aspek­te ihrer Ausführungen.

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Die frü­he­re Prä­si­den­tin des Zen­tral­rats der Juden in Deutsch­land und ehe­ma­li­ge Vize­prä­si­den­tin des Jüdi­schen Welt­kon­gres­ses wur­de am 19. Febru­ar 2019 sehr herz­lich durch den Tagungs­lei­ter Gene­ral­staats­an­walt Prof. Dr. Hel­mut Fünf­sinn und den Direk­tor der Deut­schen Rich­ter­aka­de­mie Dr. Ste­fan Tratz im Zieten-Schloss zu Wustrau will­kom­men gehei­ßen. Bei­de dank­ten Frau Dr. h. c. Knob­loch, dass sie auch in die­sem Jahr als Refe­ren­tin zur Ver­fü­gung stün­de und mit ihren Aus­füh­run­gen die Tagung berei­chern würde.

In ihrem Vor­trag vor den Rich­te­rin­nen und Rich­tern sowie Staats­an­wäl­tin­nen und Staats­an­wäl­ten führ­te Frau Dr. h. c. Knob­loch aus, zahl­rei­che Vor­fäl­le der letz­ten Mona­te mach­ten die Aktua­li­tät des The­mas deut­lich. So den­ke sie an gewalt­sa­me Angrif­fe auf Män­ner, die eine Kip­pa tru­gen. Auch wür­den jüdi­sche Kin­der häu­fi­ger beschimpft und in der Schu­le gemobbt. Die­se omni­prä­sen­te Bedro­hung schmer­ze. Man­che Fami­li­en däch­ten sogar an eine Aus­wan­de­rung. Der Kampf gegen die­sen Anti­se­mi­tis­mus sei aber auch ein Kampf für den Rechts­staat und die Frei­heit. Anti­se­mi­ten sei­en auch Anti­de­mo­kra­ten. Der Staat müs­se wach­sam und wehr­haft sein, so die Über­le­ben­de des Holo­caust. Rechts­extre­me Par­tei­en pass­ten eben­falls nicht in das moder­ne Deutsch­land. Nach ihrer Kri­tik an der AfD im Janu­ar 2019 bei einer Fei­er­stun­de im Baye­ri­schen Land­tag sei sie zur Ziel­schei­be in den sozia­len Netz­wer­ken gewor­den. Neben Beschimp­fun­gen habe sie auch Dro­hun­gen mit kör­per­li­cher Gewalt und sogar dem Tod erhal­ten. Die vir­tu­el­le Welt füh­re zu einer Ent­hem­mung. Zwar sei­en die gesetz­li­chen Rege­lun­gen des Netz­werk­durch­set­zungs­ge­set­zes ein guter Anfang. Teil­wei­se wirk­ten die Waf­fen des Rechts­staats aber etwas stumpf. Sie sehe aber auch posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen. So sei die Ein­rich­tung des Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für jüdi­sches Leben in Deutsch­land und den Kampf gegen den Anti­se­mi­tis­mus und ver­gleich­ba­rer Beauf­trag­ter in vie­len Bun­des­län­dern zu begrü­ßen. Auch in der Jus­tiz sei­en Beauf­trag­te ernannt wor­den. Zudem wer­de in der Gesell­schaft wei­ter über die Gefah­ren des Anti­se­mi­tis­mus dis­ku­tiert. Man dür­fe daher nicht in Schwarz­ma­le­rei ver­fal­len. Into­le­ranz dür­fe aber nicht tole­riert wer­den, so Frau Dr. h. c. Knobloch.

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Gene­ral­staats­an­walt Prof. Dr. Fünf­sinn und Direk­tor Dr. Tratz dank­ten Frau Dr. h. c. Knob­loch für ihre enga­gier­ten Aus­füh­run­gen und äußer­ten die Hoff­nung, Frau Dr. h. c. Knob­loch bei einer Fort­set­zung der Tagung im Jahr 2020 erneut als Refe­ren­tin gewin­nen zu können.